Faktencheck: Daten zur Lärmbelästigung in Deutschland

Lärmbelästigung durch Straßenverkehr

Ständiger Lärm beeinflusst nicht nur die Lebensqualität und das subjektive Wohlbefinden, sondern kann unter Umständen auch negative körperliche und psychische Wirkungen haben.

Aber wie viele Menschen fühlen sich in Deutschland durch welche Lärmquellen gestört oder belästigt?

Und wie viele Menschen gibt es in Deutschland, die einem hohen Geräuschpegel ausgesetzt sind, der über den EU-Meldegrenzwerten für verschiedene Lärmquellen wie Straßenverkehr, Schienenverkehr, Luftfahrt und Industrie liegt?

Um diese Fragen zu beantworten, schauen wir uns in diesem Artikel Daten einer Umfrage des Umweltbundesamtes aus dem Jahre 2020, sowie das Lärmfaktenblatt der European Environment Agency (EEA) 2021 für Deutschland an.

Umweltbundesamt: Lärmbelästigung in Deutschland (Umfrage)

Eine Untersuchung aus dem Jahr 2020 sollte klären, inwieweit sich Bürgerinnen und Bürger in Deutschland durch Lärmbelästigung gestört oder belästigt fühlen.

Bei dieser Umfrage wurde folgende Frage gestellt:

Wenn Sie einmal an die letzten 12 Monate hier bei Ihnen denken, wie stark haben Sie sich persönlich durch den Lärm von folgenden Dingen gestört oder belästigt gefühlt?

Quelle: Umweltbundesamt 2020

Allerdings wurde die Lärmbelastung nicht von jedem Befragten gleich wahrgenommen, sondern teilte sich wie folgt auf:

äußerststarkmittelmäßigetwasüberhaupt nichtweiß nicht
Straßenverkehrslärm6%15%23%33%24%0%
Nachbarschaftslärm3%6%18%30%44%0%
Industrie-/Gewerbelärm1%4%17%28%49%1%
Flugverkehrslärm4%5%11%23%57%0%
Schienenverkehrslärm1%4%10%19%66%0%
Quelle: Umweltbundesamt 2020

Belästigung durch mehrere Lärmquellen

Außerdem stellte sich heraus, dass sich Bürgerinnen und Bürger häufig durch mehr als eine Lärmquelle gestört oder belästigt fühlen.

Quelle: Bundesumweltamt 2022

Zusammenfassung

Zusammenfassend kann man aufgrund der Daten dieser Umfrage folgende Punkte festhalten:

  • 76 Prozent der Befragten fühlten sich in ihrem Wohnumfeld durch Straßenverkehr gestört oder belästigt.
  • 57 Prozent der Befragten fühlten sich in ihrem Wohnumfeld durch Nachbarschaftslärm gestört oder belästigt.
  • 50 Prozent der Befragten fühlten sich in ihrem Wohnumfeld durch Industrie-/Gewerbelärm gestört oder belästigt.
  • 43 Prozent der Befragten fühlten sich in ihrem Wohnumfeld durch Fluglärm gestört oder belästigt.
  • 34 Prozent der Befragten fühlten sich in ihrem Wohnumfeld durch Schienenverkehrslärm gestört oder belästigt.
  • 69 Prozent der Befragten fühlten sich durch mehr als eine Lärmquelle gestört oder belästigt.

Lärmfaktenblatt der European Environment Agency 2021 für Deutschland

Alle fünf Jahre werden gemäß der Umgebungslärmrichtlinie (END) von den EEA-Mitgliedsländern die neuesten offiziellen Lärmdaten an die European Environment Agency (EEA) gemeldet und dort zusammengefasst. Die EEA ist eine Agentur der Europäischen Union.

Die unten stehenden Informationen zeigen die Anzahl der Personen, die in Deutschland einem hohen Geräuschpegel ausgesetzt sind, der über den EU-Meldegrenzwerten für verschiedene Lärmquellen wie Straßenverkehr, Schienenverkehr, Luftfahrt und Industrie liegt.

Berücksichtigt wurden die Jahre 2007, 2012 und 2017.

Die Daten sind unterteilt in Lden >= 55dB und Lnight >= 50dB.

Begriffserklärung:

Die Begriffe „Lden“ und „Lnight“ beziehen sich auf Indikatoren zur Messung von Lärmpegeln in Umgebungslärmstudien, wie sie beispielsweise in der EU-Umgebungslärmrichtlinie (Environmental Noise Directive, END) verwendet werden.

  • Lden (Tag-Abend-Nacht-LärmIndex): Dies ist ein Lärmpegel (Mittelungspegel) über 24 Stunden, wobei für die Abendstunden (18:00 bis 22:00 Uhr) ein Zuschlag von 5 dB(A) und für die Nachtstunden (22:00 bis 6:00 Uhr) ein Zuschlag von 10 dB(A) aufgrund der erhöhten Störwirkung während dieser Zeiten hinzugerechnet wird. Es ist ein Maß für die Belästigung durch Lärm.
  • Lnight (Nachtlärmindex): Dieser Wert gibt den Lärmpegel (Mittelungspegel) während der Nachtstunden von 22:00 bis 6:00 Uhr an und ist ein Indikator für die Störung des Schlafs.

Städtischer Raum

Anzahl der Personen im städtischen Raum, die in Deutschland einem hohen Geräuschpegel ausgesetzt sind, der über den EU-Meldegrenzwerten liegt.

Tag-Abend-Nacht-LärmIndex (Lden >= 55 dB)

200720122017
Straßenlärm4.261.1005.931.2005.717.100
Schienenlärm1.920.4003.220.8003.131.800
Fluglärm401.600516.900561.600
Industrielärm32.20044.80049.000
Balkendiagramm: Lärmindex städtischer Raum Lden (Tag-Abend-Nacht-LärmIndex)

Nachtlärmindex (Lnight >= 50 dB)

200720122017
Straßenlärm2.761.2003.860.0003.778.000
Schienenlärm1.492.2002.499.0002.428.500
Fluglärm106.700118.500150.100
Industrielärm14.10019.70019.300
Balkendiagramm: Lärmindex städtischer Raum Lnight >= 50 dB (Nachtlärmindex)

Außerhalb des städtischen Raumes

Anzahl der Personen, die außerhalb des städtischen Raumes in Deutschland einem hohen Geräuschpegel ausgesetzt sind, der über den EU-Meldegrenzwerten liegt.

Tag-Abend-Nacht-LärmIndex (Lden >= 55 dB)

200720122017
Straßenlärm2.488.1004.297.4002.788.700
Schienenlärm2.646.2002.962.6003.304.100
Fluglärm668.900275.300285.000
Balkendiagramm: Lärmindex außerhalb städtischer Raum Lden >= 55 dB (Tag-Abend-Nacht-LärmIndex)

Nachtlärmindex (Lnight >= 50 dB)

200720122017
Straßenlärm1.480.6002.105.8001.681.900
Schienenlärm2.233.7002.439.5002.735.400
Fluglärm230.10092.90092.900
Balkendiagramm: Lärmindex außerhalb städtischer Raum Lnight >= 50 dB (Nachtlärmindex)

Gesamter Raum

Gesamtanzahl der Personen, die in Deutschland einem hohen Geräuschpegel ausgesetzt sind, der über den EU-Meldegrenzwerten liegt.

Tag-Abend-Nacht-LärmIndex (Lden >= 55 dB)

200720122017
Straßenlärm6.749.20010.228.6008.505.800
Schienenlärm4.566.6006.183.4006.435.900
Fluglärm1.070.500792.200846.600
Industrielärm32.20044.80049.000
Balkendiagramm: Lärmindex gesamter Raum Lden (Tag-Abend-Nacht-LärmIndex)

Nachtlärmindex (Lnight >= 50 dB)

200720122017
Straßenlärm4.241.8005.965.8005.459.900
Schienenlärm3.725.9004.938.5005.163.900
Fluglärm336.800211.400243.000
Industrielärm14.10019.70019.300
Balkendiagramm: Lärmindex gesamter Raum Lnight >= 50 dB (Nachtlärmindex)

Schlussfolgerungen

Aus diesen Daten lassen sich mehrere Schlussfolgerungen ziehen:

  1. Straßenlärm: Es gibt einen deutlichen Anstieg der von Straßenlärm betroffenen Personen zwischen 2007 und 2012, gefolgt von einem Rückgang bis 2017. Trotz des Rückgangs bleibt die Zahl der Betroffenen 2017 höher als 2007.
  2. Schienenlärm: Die Anzahl der Personen, die Schienenlärm ausgesetzt sind, steigt kontinuierlich an. Das gilt auch für den Nachtindex.
  3. Fluglärm: Die Zahl der vom Fluglärm Betroffenen ist zwischen 2007 und 2012 gesunken und hat bis 2017 leicht zugenommen, bleibt aber unter dem Wert von 2007.
  4. Industrielärm: Die Anzahl der vom Industrielärm Betroffenen ist relativ gering im Vergleich zu anderen Lärmquellen und zeigt einen stetigen, wenn auch langsamen Anstieg.
  5. Nachtlärm: Die Daten zum Nachtlärm zeigen für Straßenlärm einen Anstieg bis 2012 und dann einen leichten Rückgang bis 2017, wobei die Zahlen immer noch über denen von 2007 liegen. Die Daten zum Schienenlärm sind stetig steigend. Beim Fluglärm sieht man eine Abnahme bis 2012 und dann eine geringfügige Zunahme bis 2017. Der Industrielärm bleibt nachts relativ konstant.

Quelle: European Environment Agency (EEA)

Über mich

Durch hohen Leidensdruck in einer lauten Wohnung beschäftigte sich Markus bereits früh mit den Themen leises Wohnen und Schallschutz. Mit jahrelanger Erfahrung in der Gestaltung ruhiger Wohnumgebungen verfügt er über umfassende Kenntnisse in diesem Fachgebiet. Seine Leidenschaft für Lärmminderung und seine eigenen Erfahrungen in der Umsetzung von schallarmen Lösungen spiegeln sich in seinen fundierten Artikeln wider.